Einweihung Sunpark

„Bessere Rendite geht nicht“

Stadt Mechernich ist mit einer Selbstversorgungsquote von über 50 Prozent Spitzenreiter unter allen Nordeifel-Kommunen – 55 Millionen Kilowattstunden aus Wind, Sonne, Deponiegas, Biomasse und Wasserkraft – Beigeordneter Thomas Hambach hatte bei der Umsetzung seines „Energiekonzeptes für die Bürger“ nicht nur Befürworter – 1,5 Millionen in eigene PV- Anlagen investiert, heute 150.000 Euro Erlöse pro Jahr

 

Von Felix Kern und Manfred Lang

Mechernich – „Wir tun das für unsere Bürger – die verdienen mit, wenn wir Ökostrom erzeugen“, konstatiert der Mechernicher Beigeordnete Thomas Hambach: „Und wir tun es für die Umwelt, natürlich.“ In der Stadt am Bleiberg werden bereits über 50 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien erzeugt – eine Marke, die die Bundesregierung für 2050 als Zielvorgabe für die Kommunen ausgibt. Zurzeit liegt die Messlatte für das Jahr 2020 bei 35 Prozent.

„Da gehen wir spielend drüber“, freut sich Thomas Hambach. Mechernich sei mit knapp 55.000.000 Kilowattstunden regenerativ erzeugter Gesamtleistung Spitzenreiter im Kreis Euskirchen und toppe auch die anderen zu Nordrhein-Westfalen gehörenden Eifelkommunen, so eine Statistik der Leader-Region Eifel. Da ist Spitzenreiter Mechernich gefolgt von Schleiden, Simmerath und Monschau. Die nachfolgenden Kommunen Nideggen, Kall und Stolberg produzieren bereits weniger als die Hälfte Ökostrom wie Mechernich.

Es wird aber nicht nur elektrischer Strom in der Stadt Mechernich aus erneuerbaren Energien gewonnen – die Kommune ist auch selbst Stromerzeuger. Und zwar in mehrfacher Hinsicht: Als Beteiligte am Sunpark Kalenberg und Grundstücksinhaberin des Windparks Voißel sowie Betreiberin von Erdwärmepumpen und 15 Solaranlagen auf öffentlichen Gebäuden.

 

Sunpark Kalenberg wirft allein

60.000 Euro für die Stadt ab

„Die Stadt erzeugt mit rund 450 kwp installierter Leistung Solarstrom und erwirtschaftet damit 150.000 Euro im Jahr, die unseren allgemeinen Haushalt und damit die Bürger entlasten“, so Thomas Hambach, der das energiepolitische Engagement der Kommune im Rathaus anfangs auch gegen Skepsis und Widerstände voranbrachte. Hinzu kommen mind. 60.000 Euro Kommunalanteil am Erlös des Sunparks Kalenberg.

Die Stadt Mechernich ist nicht nur Standort dieses größten Solarkraftwerks im Kreisgebiet, den eine Gesellschaft betreibt, die zu 51 Prozent der Kaller „ene“ (Energie Nordeifel) und zu 49 Prozent der Stadt Mechernich gehört. Auf Mechernicher Boden steht auch das einzige Gasmotorenkraftwerk der Region, das die immer noch strömenden Deponiegase der früheren Kreismülldeponie zwischen Strempt und Kalenberg zu Strom verbrennt.

Die Stadt Mechernich hat im Vergleich zu einigen anderen Kommunen schon frühzeitig drei Windkraftkonzentrationszonen ausgewiesen, in denen bislang 23 Anlagen rund 26,5 Megawattstunden Ökostrom erzeugten. Nach dem Wind kommt die Sonne, die über 925 Solarstromanlagen größtenteils auf privaten Haus- und Hallendächern jährlich 17,5 Megawattstunden liefert.

 

8,4 Millionen Euro mit

erneuerbarer Energie

 

Außerdem gibt es ein Biomassekraftwerk, das von einem Landwirt in Kooperation mit der Regionalgas Euskirchen betrieben wird, die erwähnte Deponiegas-Verstromung und eine kleinere Wasserkraftturbine. Unter dem Strich erzeugen all diese Anlagen die erwähnten 55.000.000 Kilowattstunden (kWh). Bei einem Gesamtverbrauch von 105.970.041 kwh im gesamten Stadtgebiet liegt die Quote der erneuerbaren Energien in Mechernich damit bereits seit dem Jahr 2013 über den bundesweit für 2050 anvisierten 50 Prozent. Der Marktwert des in der Stadt Mechernich erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien lag in dem Jahr bei 8,4 Millionen Euro.

Allein das Sonnenkraftwerk bei Kalenberg, das mit einer Jahresleistung von 3.500.000 Kilowattstunden kalkuliert ist, produzierte in den drei Jahren seit seiner Inbetriebnahme zwischen 3,8 und 4,2 Megawatt, also erstaunlich viel mehr als angenommen. „Der Anteil an Sonnenstrom wird weiter zunehmen“, erwartet Thomas Hambach. Der stellvertretende Chef der Stadtverwaltung Mechernich rechnet in Zukunft auch mit noch mehr Windenergieausbeute als den 2013 gemessenen 26.509.418 Kilowattstunden.

Der Grund dafür liegt im so genannten „Repowering“. Im Windpark Ravelsberg zwischen Kallmuth (Stadt Mechernich) und Dottel (Gemeinde Kall) werden zehn von 14 Ende der neunziger Jahre errichteten Windkraftanlagen a 750 Kilowatt durch drei leistungsfähigere Anlagen a 2,5 Megawatt ersetzt.

 

Halbnachtschaltung und

Spannungsabsenkung

 

Die Stadt Mechernich produziert aber nicht nur Strom, sie spart auch Energie. Am Anfang des Jahrtausends stand die Halbnachtschaltung, dann kam man dahinter, wie man Strom durch Spannungsabsenkung im Straßenbeleuchtungsnetz sparen kann. Dabei springen ohne Umrüstung der Straßenlaternen mindestens 30 Prozent Stromeinsparung heraus, ohne auch nur eine Lampe auszuschalten. Das menschliche Auge bekommt von der Reduzierung des Energieverbrauchs gar nichts mit – es bleibt optisch gleich hell.

Die Vorbildrolle Mechernichs sprach sich herum. Vertreter hundert nordrhein-westfälischer Kommunen und kommunaler Unternehmen kamen am 18. Mai 2006 nach Mechernich, um sich zeigen zu lassen, wie man als Kommune Geld investieren kann, um Geld zu sparen.

 

Energiepreis der

Europäischen Union

 

Auch die Vertreter von Groß- und Ruhrgebietsstädten zeigten sich an den Mechernicher Projekten interessiert. Sie erlebten dabei auch mit, wie der heutige Erste Beigeordnete Thomas Hambach und sein Vorgänger Christian Baans stellvertretend für die Stadt Mechernich die Greenlight-Plakette für Energieeinsparung der Europäischen Union entgegen nehmen konnten. Die neuen Baugebiete und Straßen werden mit LED- Beleuchtungsköpfen versehen, die den heutigen Stand der Technik darstellen und noch effektiver arbeiten.

Heute sind viele öffentliche Gebäude nicht nur sparsam beleuchtet, sondern – wie das Rathaus und die neue Sport- und Dreifachturnhalle sowie die Kindergärten Mechernich-Nord und Kommern Severinusweg –  durch eine Kopplung von Erdwärme und Solarstrom rechnerisch energetisch autark – brauchen also keine darüber hinaus gehende Energie aus dem öffentlichen Netz. Thomas Hambach: „Im Gegenteil, wir geben noch Strom ab.“

„Was vor Fukujima kaum einer zu prognostizieren wagte, ist heute sonnenklar: Es geht sicher auch ohne Atomenergie, insbesondere im Wohnungsbau“, konstatiert der Erste Beigeordnete von Mechernich: „Und die Tendenz geht dahin, dass es in absehbarer Zeit auch ohne Kohlekraftwerke gehen kann.“ Die Stadt Mechernich sei gut aufgestellt auf die energetische Zukunft: „Auch die Privathaushalte in der Stadt werden weiter in Energieeinsparung und auch Energiegewinnung investieren.“ Die Stadt habe 1,5 Millionen ausgegeben, um die jährlichen Einspeisevergütungen von 150.000 Euro zu erwirtschaften, so Thomas Hambach: „Eine bessere Rendite für unsere Bürger ist derzeit nicht zu erwirtschaften.“

pp/Agentur ProfiPress

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  • Einweihung Sunpark: Privat/pp/Agentur ProfiPress