Abschied van de Gey SW

Den „Vollblutschulleiter“ verabschiedet

Heitere Rückblicke beim Abschied von Josef van de Gey am GAT

Mechernich – „So viele Autonome in Anzug und Krawatte habe ich auch noch nicht gesehen“, scherzte Dr. Ursula Weidenfeld. Die aus Kommern stammende, in Potsdam lebende Weidenfeld, eine der profiliertesten Wirtschaftsjournalistinnen Deutschlands, Ludwig-Erhard-Preisträgerin, Moderatorin und Gast in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen, TV- und Radiosendungen, war in heimische Gefilde gekommen. In der Aula des städtischen Gymnasiums Am Turmhof (GAT), an dem sie selbst das Abi gemacht hat, führte sie mit launigen Worten durch die gut dreistündige Abschiedsfeier für den langjährigen Schulleiter Josef van de Gey.

Was es mit der „Anarchie“ in der Kreis Euskirchener Gymnasialwelt auf sich hatte, hatten ihre Vorredner bereits erklärt und damit so einige Heiterkeitsausbrüche ausgelöst – bei den Gästen ebenso wie bei van de Gey selbst. „Die Schulen in der Eifel sind autonome Schulen“, habe dieser ihm entschieden zu verstehen gegeben, berichtete etwa der Leitende Regierungsschuldirektor Stefan Sieprath. „Da wurde mir klar: Hier hast du nicht viel zu sagen.“ Ähnlich schilderte es Heinrich Latz, Leiter des Hermann-Josef-Kollegs Steinfeld und stellvertretender Sprecher der Bezirksdirektorenkonferenz. „Es fiel auf, dass Josef stets großen Wert legte auf die Bezeichnung »19. autonome Direktorengruppe«. Die Autonomie bezog sich auf die besondere Art und Weise, wie unser Vorsitzender den Umgang mit der Behörde pflegte.“

Dass ausgerechnet er als Leiter eines privaten kirchlichen Gymnasiums beauftragt sei, den Rückblick auf die Amtszeit eines staatlichen Kollegen zu wagen, könne nur einen Grund haben, konstatierte Heinrich Latz mit einem Augenzwinkern: „Es war wohl der Wunsch, neben all den anderen Reden des heutigen Tages eine zu hören, die – aufgrund der kirchlichen Nähe des Redners – die tatsächliche Wahrheit über die schillernde Persönlichkeit des Herrn Oberstudiendirektor Josef van de Gey eröffnet.“ „Vollblutschulleiter“ und „Gesamtkunstwerk“ (Sieprath), „Chairman“ und „Kämpfernatur“ (Latz) sowie „Alleskönner mit Managerqualitäten“ (Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick) waren einige Bezeichnungen, die diese Persönlichkeit charakterisierten.

Bürgermeister Schick verwies darauf, dass in den 17 Jahren der Direktorentätigkeit van de Geys die Gesamtschülerzahl des Gymnasiums Am Turmhof von 647 im Jahre 1999 auf 816 im aktuellen Schuljahr gestiegen sei. Ihm sei es gelungen, das ohnehin hohe Ansehen der Schule noch zu steigern. „Die Weltoffenheit, die hier gepflegt wird, hat sicherlich dazu beigetragen. Der Schüleraustausch und die freundschaftlichen Beziehungen zu Schulen in Großbritannien, Frankreich, Finnland und seit wenigen Jahren auch mit Schulen in China und Russland wecken bei den Mechernicher Gymnasiasten das Verständnis und Interesse für andere Kulturen“, so Schick. Eltern würden ihre Kinder in dem Bewusstsein anmelden, das Beste für ihr Kind zu tun, und ehemalige Schüler würden gerne an die Schulzeit zurückdenken. Schick: „Ein besseres Zeugnis, lieber Herr van de Gey, kann einem Schulleiter nicht ausgestellt werden.“

Zu Beginn hatte stellvertretende Schulleiterin Rosemarie Antwerpen die große Schar an Gästen begrüßt, die zur Verabschiedung van de Geys erschienen war, namentlich darunter Peter Heesen, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbandes, Dr. Alexander Eisvogel, ehemaliger GAT-Schüler und heute Präsident der Bundesakademie für öffentliche Verwaltung und die Leitende Regierungsschuldirektorin Dr. Margarethe Rolshoven.

Sein ehemaliger Kollege Dieter Hladik überreichte van de Gey ein gelbes Trikot. Er habe sich im Laufe seiner Karriere vom Teilnehmer zum „Anfahrer“ entwickelt, der andere mitzieht und später zum „Kapitän“. Antwort auf die Frage „Was hat er eigentlich den ganzen Tag gemacht“ gaben Oberstufenschüler der Q2 mit einem lustig-frechen Bildervortrag. Und die Fünftklässler sangen in einem auf ihren Schulleiter zugedichteten Lied, was sich wohl manch einer fragt: „Josef van de Gey, sag, was sind wir bloß ohne dich, alleine in Mechernich die nächste Zeit.“

pp/Agentur ProfiPress

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