Bild  Bilder an der Wand

„Die Welt liegt den Engeln am Herzen“

Finissage des Euskirchener Künstlers Michael Blum im Kölner St.-Agatha-Krankenhaus – Vorträge von Pater Rudolf Ammann aus Blankenheim und Dr. Roswitha Dockendorff – Auch eine Abordnung der Mechernicher Communio in Christo zählte zu den Gästen

Köln/Euskirchen – Die kleine Kapelle des St. Agatha-Krankenhauses im Kölner Stadtteil Niehl strahlt eine ganz besondere Atmosphäre aus. Lichtdurchflutet und dem nahen Rhein zugewandt, verbreiten die Mauern eine fast meditative Stimmung. „Das ist ein durchbeteter Ort“, meint Vera Meyer, Pastoralreferentin am St. Agatha-Krankenhaus, und spielt damit auf die Arbeit der Augustinerinnen an. Rund 100 Jahr lang betrieben die Ordensschwestern das Haus, bevor es 2001 in eine gemeinnützige GmbH unter Aufsicht der Stiftung der Cellitinnen e.V. umgewandelt wurde.

Am Mittwoch vor Pfingsten bildete die Kapelle den passenden Rahmen für die Finissage der Engelsskizzen des Euskirchener Künstlers Michael Blum. Inmitten der Bilder, die der Kölner Kunsttherapeut Ludger Bönsch rund zwei Monate zuvor zusammen mit Patienten des St.-Agatha-Krankenhauses aufgezogen hatte, stellten Dr. Roswitha Dockendorff und Pater Rudolf Ammann die Werke Blums in einen tiefenpsychologischen und einen theologischen Kontext. Pater Ammann, der Priesterseelsorger, Verleger und auch Geschäftsführer des Patris Verlages war, hat im August 2014 das Buch „Zwischen Erde und Himmel“ (Patris Verlag, ISBN 979-3-87620-422-2) mit Skizzen von Michael Blum veröffentlicht.

Rund 30 Gäste, darunter auch eine eigens zu diesem Anlass angereiste und von Schwester Lidwina angeführte Abordnung der Mechernicher Ordensgemeinschaft Communio in Christo, der auch Pater Ammann angehört, hatten sich versammelt.

In ihrem Vortrag ging Dr. Roswitha Dockendorff, Psychoanalytikerin und Ärztin für psychosomatische Medizin, auf die tiefenpsychologischen Zugänge zu dem Thema ein. Engel seien die Verbindung zwischen Gott und den Menschen. In jeder Kultur, so bereits in der mesopotamischen Kultur um 3.000 vor Christus, gäbe es Wesen mit Flügel. „Sie sind uralte Ahnungen“, so Dockendorff. Schon die Abbildungen zeigten, dass Engel eine Verbindung zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt darstellen, denn: „Ihre Flügel weisen zum Himmel und zur Erde.“

In Gesprächen mit Patienten habe sie die Erfahrung gemacht, dass Kinder bereits im frühen Alter Bilder von Schutzengeln im Kopf hätten. Diese Eindrücke, die einem Urvertrauen entsprächen, würden von den Eltern geprägt. Sie würden ihrem Kind Geborgenheit vermitteln. Im Laufe des Lebens bekäme dieses Vertrauen allerdings Risse. Die Erfahrung, dass Menschen nicht nur gut sind, würde die kindlichen Vorstellungen von Gott und den Schutzengeln zerbrechen lassen. Das Bild, das sich von Engeln gemacht würde, spiegelt die „Sehnsucht des Menschen nach Halt und Zuversicht wider“, so Roswitha Dockendorff: „Engeln werden Werte und Tugenden zugeschrieben, die uns heute verloren gegangen sind.“

Seit etwa zwei Jahrzehnten beobachte sie zudem einen regelrechten „Engelboom“. Im esoterischen Bereich spiegele sich das als Traum vom magischen Einflussnehmen des Menschen auf sein Schicksal wider. Diese Anschauung lehnt Roswitha Dockendorff allerdings ab: „Engel kann man nicht einsetzen, wie man will.“ Sie sich als eine Art Erfüllungsgehilfen vorzustellen, werde ihrer Rolle nicht gerecht. Engel hätten vielmehr einen „tieferen Blick für uns Menschen.“ Dockendorff: „Sie bringen Unbewusstes und Bewusstes zusammen.“

Dass Engel eine fundamentale Rolle sowohl im Alten als auch Neuen Testament spielen, schilderte Pater Rudolf Ammann in seinen Betrachtungen. „Engel haben Anteil an dem Geheimnis am allmächtigen, großen und liebenden Gott“, so der in Blankenheim lebende Priesterseelsorger und Verleger des Patris-Verlages. Allerdings sei Glaube immer Glaube und eben nicht wissen. Es bleibe immer ein Bereich der Unsicherheit. „Genau darin aber liegt das Geheimnis Gottes“, resümierte Pater Ammann.

Für Ammann sind Engel als Boten Gottes unterwegs zu den Menschen: „Diese Welt liegt ihnen am Herzen.“ Und die guten Engel seien im Kampf um die Vorherrschaft vor den gefallenen Engeln wie zum Beispiel Luzifer. „Gut und Böse. Dieser Kampf spielt sich in jedem Menschen ab. Gott hat uns die Engel gegeben, um diesen Kampf zu bestehen“, sagte Ammann.

Diese Zuversicht würden auch die Engelsbilder von Michael Blum widerspiegeln, schloss Ammann seinen Vortrag. Der Blick auf die Antlitze zeigten „erlösende, befreiende und wohlwollende Augen“.

In der anschließenden Diskussion schilderte Michael Blum, wie sich ihm die Engel in seinem künstlerischen Schaffen erschlossen hätten. Vor rund 30 Jahren hatte ihn ein Theologe darum gebeten, Engelbilder für eine geplante Buchveröffentlichung zu fertigen. Da dem Theologen der Drucklegungstermin im Nacken saß, blieben dem heute 73-jährigen Blum (www.michael-blum-atelier.de/) damals nur vier Wochen Zeit, um sich in das Thema einzulesen. „Bei dem Studium der einschlägigen Literatur spürte ich plötzlich, dass jemand bei mir war. Ich spürte, dass ich unterstützt wurde“, so Blum, der während seines Berufslebens unter anderem auch Leiter der Domsingschule in Köln war. Er machte eine ganz besonders beglückende Erfahrung: „Ich habe damals meinen Schutzengel wiedergefunden.“ Dieser habe ihn gelehrt, das Leben leichter und gelassener zu nehmen. Sein Engel habe ihn noch nie verlassen, meint Blum und zitiert einen Spruch des Heiligen Don Bosco: „Die Engel stehen schon da und warten, dass wir sie um Hilfe bitten.“

Die Bilder von Michael Blum waren seit März dieses Jahres in sieben Kirchen und Kapellen des Kölner Kirchengemeindeverbandes Mauenheim, Niehl und Weidenpesch ausgestellt worden.

pp/Agentur ProfiPress

Bildquellen:

  • Bilder an der Wand: Edgar Schnicke/pp/Agentur ProfiPress