Interview Etschenberg u Rosenke

Drei Botschafter für die Eifel

Zehnjahresfeier der Zukunftsinitiative Eifel im Jugendstil-Kraftwerk Heimbach – Jetzt werben Rennfahrer Chris Vietoris, Ministerin Isabelle Weykmans und Kölsch-Musiker Hannes Schöner („De Höhner“) für die Eifel – Fest im Zeichen verschiedener Blickwinkel auf die Eifel

Eifel/Heimbach – Alle Staaten dieser Welt, selbst der Vatikan, entsenden Botschafter in die übrigen Länder. Seit heute Mittag verfügt die internationale Eifelregion mit immerhin einer Million Einwohner ebenfalls über drei Diplomaten des guten Eifelimages. Bei der 10. Eifelkonferenz im Jugendstilkraftwerk Heimbach ernannte die Zukunftsinitiative Eifel (ZIE) den Autorennsportler Chris Vietoris (Vulkaneifelkreis), Ministerin Isabelle Weykmans (Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens) und Hannes Schöner (Bad Münstereifel), den Bassisten der legendären Kölner Band „De Höhner“, zu Eifelbotschaftern.

Den Anlass gab das zehnjährige Bestehen der Zukunftsinitiative Eifel, eines Zusammenschlusses von ursprünglich zehn Eifelkreisen und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens mit insgesamt 53 Kommunen. Bei der Gründung im Jahre 2005 schlossen sich außerdem acht Wirtschaftskammern der Zukunftsinitiative an, die seither die ganze Eifel über Landes- und Staatsgrenzen hinweg repräsentiert.

Die Jubiläumsfeierlichkeiten im Jugendstilkraftwerk Heimbach eröffnete die unter der Führung von Bandleader Christian Welters exzellent aufspielende Schülerband des Dürener Gymnasiums am Wirteltor, dann gab Hausherr Wolfgang Spelthahn als Landrat des Kreises Düren und Geschäftsführer der Zukunftsinitiative Eifel den Startschuss. Heinz-Peter Thiel, der amtierende Vorsitzende des ZIE-Präsidiums, gab einen Rückblick nicht nur über zehn Jahre ZIE, sondern auf die Geschichte der Eifelregion überhaupt.

„Wir waren einmal die Kornkammer und der Garten der umliegenden Städte Trier, Aachen, Koblenz und Köln“, sagte Thiel, „und das wollen wir auch wieder werden.“ Die Eifel habe nicht nur an Selbstbewusstsein zugelegt, sondern auch an Wirtschaftskraft. Den Lückenschluss der A 1 nannte er die „Nabelschnur“, die es zu schließen gelte. Thiel lobte die Gründerväter Helmut Etschenberg (Aachen) und Roger Graef (Bitburg-Prüm) und Tourismus-Manager Klaus Schäfer, der die Eifel-Tourismus GmbH (ET) und den Fremdenverkehr der Eifel in eine Spitzenposition im deutschsprachigen Raum manövriert habe.

Thiel erklärte die Organisationsstruktur der Zukunftsinitiative Eifel, erinnerte an diverse Eifelkonferenzen, Bürgermeistertreffen und Messeauftritte. Außerdem ließ er die bisherigen Gewinner des Regional-Oscars „Eifel-Award“ Revue passieren und lobte die Organisatoren der 10. Eifelkonferenz in Heimbach: Walter Weinberger, Frederic Wentz und Jan Pontzen.

ZIE-Präsident Heinz-Peter Thiel schloss mit dem heftig beklatschten Appell: „Das Zusammenwachsen der Eifel ist nicht aufzuhalten. Lassen Sie uns den Schulterschluss über Landes- und Staatsgrenzen fortsetzen und intensivieren.“ Dann interviewte der Aachener Tageszeitungsredakteur Robert Esser, der souverän und auf die Minuten genau durchs mehrstündige Programm führte, die ZIE-Gründer Helmut Etschenberg und Günter Rosenke.

 

Eifel-Tourismus GmbH (ET) in zehn Minuten spruchreif

 

„Es war in Günter Rosenkes Büro in Euskirchen“, erinnerte sich der Aachener Städteregionsrat Etschenberg, „als Landrat Roger Graef uns den Vorschlag machte, eine gemeinsame Tourismusorganisation für die rheinland-pfälzische und die nordrhein-westfälische Eifel zu bilden. Zehn Minuten später war die Sache geritzt.“ Ähnlich komplikationslos sei Jahre später die Gründung der Zukunftsinitiative Eifel vollzogen worden, so Günter Rosenke: „Skeptiker haben gesagt, da brauchten wir Jahre für. Einige Monate später haben wir auf der ITB in Berlin die ‚Bitburger Erklärung‘ unterzeichnet.“

Beim Jubelfest im Jugendstilkraftwerk Heimbach ging es allerdings nicht nur um den Rückblick auf das vergangene Jahrzehnt, sondern vor allem um neue Perspektiven auf die Eifel und um Wege in die Zukunft. Höhepunkt der zehnten Eifelkonferenz am Dienstag war die Auszeichnung von drei prominenten Eifelbotschaftern.

Die frisch gekürten Botschafter sind in ihrem Wirken oder auf ganz persönliche Weise mit der Eifel verbunden. Chris Vietoris hat als Eifeler Rennfahrer seine Hausstrecke auf dem Nürburgring. Als Zehnjähriger wurde er auf der dortigen Kartbahn erstmals Meister bei den Bambini. Seit 2011 startet er in der DTM-Rennserie für Mercedes, in den vergangenen beiden Jahren schloss er dort als bester Mercedes-Benz-Werkspilot ab.

Während der 26-Jährige für den Rennsport in der ganzen Welt unterwegs ist, hat er sich bewusst seinen Wohnsitz im Eifeldörfchen Gönnersdorf (Landkreis Vulkaneifel) bewahrt. „Wer so viel unterwegs sein darf wie ich, der braucht Heimat und Familie, Freunde und einen Punkt, an dem er zur Ruhe kommt“, so der junge Rennfahrer, der sich selbst als „Kind der Eifel“ bezeichnet. Unter seinen Rennfahrerkollegen bildet Christian Vietoris eine Ausnahme: Aufgrund der dortigen Steuersituation wohnen die meisten von ihnen in Monaco oder der Schweiz.

Sich als Eifelbotschafter für seine Heimat einzusetzen, sieht er jedoch als eine lohnende und notwendige Aufgabe an: „Ich bin stolz, etwas für die Region gestalten zu dürfen. Nur wer seine Herkunft kennt, hat eine Zukunft.“

Auch Isabelle Weykmans ist aufgrund ihres politischen Engagements als Eifelbotschafterin geradezu prädestiniert. Die 35-jährige Eupenerin gehört der liberalen Partei für Freiheit und Fortschritt (PFF) an und ist als Ministerin für Kultur, Beschäftigung und Tourismus Teil der Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) Belgiens.

Bei ihrem Amtsantritt im Juli 2004 war Isabelle Weykmans nicht nur die erste Frau mit Ministeramt in der DG, sondern mit 24 auch jüngste Ministerin Europas. Zu ihren Aufgaben gehört neben Kultur, Tourismus und Wirtschaftsförderung auch die ländliche Entwicklung.

 

„Eifel-Huhn“ Hannes Schöner floh aufs Dorf

 

Gilbert Perrin von der Vereinigung European Greenways in Madrid hielt die Laudatio auf Weykmans und hob dabei ihre Verdienste bei der Schaffung des grenzüberschreitenden 125 Kilometer langen Vennbahn-Radweges hervor: „Das hat sich nicht nur für den deutschsprachigen Teil Belgiens gemacht, sondern für die ganze Eifel.“

Während Heinz-Peter Thiel die Laudatio auf Chris Vietoris hielt, erhob Wolfgang Spelthahn „Eifel-Huhn“ Hannes Schöner verbal in den Stand der Regionalbotschafter. Seit 33 Jahren lebt der gebürtige Kölner in einem kleinen Dorf bei Bad Münstereifel. „Ich bin mit Frau und Kindern regelrecht aus der Großstadt geflohen“, bekannte der gebürtige Johannes Schulte-Ontrop, Vater vierer Kinder und Großvater.

Inzwischen hat Hannes Schöner (61) mit seinem Tonstudio in Bad Münstereifel eine zweite Band-Zentrale eingerichtet, in der bis heute zahlreiche Höhner-Hits und ganze Alben entstanden sind. „Hier in der Eifel zu leben, das hat eine Qualität, die man in der Stadt nur schwer findet. Der Einzelne hat hier Raum und Entfaltungsmöglichkeiten, die in der Stadt als schierer Luxus erscheinen. Das motiviert immer wieder von neuem.“

ZIE-Präsident Heinz-Peter Thiel gab in der Eifelkonferenz zu verstehen, dass er seine Amtszeit nutzen will, um die nach Irritationen aus der Zukunftsinitiative Eifel ausgescherten Kreise Ahrweiler und Cochem-Zell wieder ins regionale Bündnis einzubeziehen: „Es gibt da schon intensive Gespräche“.

Bei der Vorbereitung des zehnjährigen Jubiläums im stilvollen Kraftwerk hatten die Organisatoren sich eine Menge einfallen lassen. Auf einer Großbildleinwand liefen nicht nur Fotos aus zehn Jahren Eifelinitiative, sondern auch mit Flugroboter aufgenommene Luftbildaufnahmen von charakteristischen Eifelorten und Gebäuden. Mehrere Tage lang waren die beiden Jungunternehmer Taha Derambakhsh (18) und Lennard Döllefeld (17) dazu in der Eifel unterwegs gewesen.

 

Zusammenschluss für eine Million Menschen

 

Die Zukunftsinitiative Eifel gründete sich 2005 unter dem Motto „bewegen, bewirken, begeistern“. Die ZIE Eifel hat eifelweit und grenzübergreifend Netzwerke für die Bereiche Kultur und Tourismus, Wald und Holz, Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe sowie Technologie und Innovation gebildet. Insgesamt steht die Zukunftsinitiative Eifel für gut eine Million Menschen im grenzüberschreitenden Eifelraum ein.

Ziel der Zukunftsinitiative Eifel war es, eine Kommunikationsplattform für Themen und Strategieprozesse in der Eifel-Ardennen-Region zu schaffen. Zu diesem Zweck findet seit der Gründung einmal im Jahr die Eifelkonferenz mit allen Repräsentanten der Zukunftsinitiative Eifel statt.

2011 wurde außerdem die Bürgermeisterkonferenz ins Leben gerufen, bei der die Kommunalpolitiker der Region jedes Jahr die Möglichkeit haben, sich unter dem Motto „Vernetzen – Informieren – Anstoßen“ über Themen, Projekte und Ideen auszutauschen.

Mit dem Eifel-Award schuf die Zukunftsinitiative Eifel darüber hinaus eine Auszeichnung, mit der seit 2009 jährlich Unternehmen, Institutionen und Menschen für ihr Wirken im Eifel-Ardennen-Raum gewürdigt werden. Den Preis erhielten bisher unter anderem der international bekannt gewordene „Eifel-Krimi“ (stellvertretend entgegengenommen von den beiden Schriftstellern Jacques Berndorf und Ralf Kramp), das Eifel-Literatur-Festival, die Milch-Union Hocheifel (heute Arla) und die Internationale Kunstakademie Heimbach.

Mit der Auszeichnung der Eifelbotschafter wurde nun anlässlich der Zehnjahresfeier der Zukunftsinitiative Eifel ein weiteres Konzept geschaffen, um auf Menschen und Projekte in der Eifel aufmerksam zu machen.

 

Blick in die Zukunft der Region

 

Menschen aus der Region kamen im Anschluss an den Rückblick bei der Zehnjahresfeier zu einer Talkrunde zusammen. Dabei entwarfen die bunt gemischten Teilnehmer ein Bild der Eifel im Hier und Jetzt aus ganz unterschiedlichen Perspektiven.

Akteure und Profiteure der Zukunftsinitiative Eifel aus Politik und Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur berichteten in der Gesprächsrunde von ihren persönlichen Erfahrungen mit dem rauen Landstrich und seinen Bewohnern und richteten ihren Blick auch in die Zukunft ihrer Region.

Mit dabei waren Oliver Paasch (Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens), Helmut Etschenberg (Städteregionsrat der Städteregion Aachen, ehemaliger Präsident der Zukunftsinitiative Eifel und Mitglied der Eifel-Touristik Agentur), Dr. Tim Becker (Mitbegründer des Instituts „Denkunternehmung“), Dr. Hans-Joachim Güttler (Verantwortlicher für das jährliche Kammermusikfest „Spannungen“ in Heimbach), Franz Müller (ehemaliger Werksleiter der Firma Carl August Picard in Monschau-Imgenbroich) und Dr. Carsten Schnieder (Landarzt im Kreis Daun).

Zum Abschluss der Jubiläumsfeier durften schließlich alle Unterstützer der Zukunftsinitiative Eifel ihren Teil zum sogenannten „Zukunftsmanifest“ beitragen. Auf einer Litfaßsäule, gestaltet aus Schlagzeilen der Presse rund um den Zusammenschluss der Eifel-Akteure, konnten sich die Gäste der Feier mit ihrer Unterschrift zur Zukunftsinitiative Eifel bekennen. Mit Zeitungsartikeln, Fotos und Unterschriften schaffte es dieses Manifest auf ganz besondere Weise, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in sich zu vereinen.

pp/Agentur ProfiPress

Bildquellen:

  • Interview Etschenberg u Rosenke: Manfred Lang/pp/Agentur ProfiPress