stefan lieser breitenbenden muelltonne

Lillifee hatte die schönste Tonne

22  Teilnehmer bei den „Europameisterschaften im Mülltonnenrennen“ in Breitenbenden am Start – „Prinzessin Lillifee“ auf Einhorn „Rosalie“ holte beim Showrennen den Sieg.

Mechernich-Breitenbenden – „Ein bisschen bekloppt muss man schon sein.“ Dieter Komm aus Breitenbenden steht vor seinem Renngefährt „Müllabfuhr Anno 1900“ und kann beim „Showrennen“ der „Europameisterschaften im Mülltonnenrennen“ mit Applausabstimmung durch das Publikum nicht mitmachen. Sein Gefährt – eine graue Tonne auf einem Bollerwagen, davor aus Sperrholz eine geschnitzte und bemalte Kuh, mit der er „lenken“ wollte, ist schlicht kaputt. Aus der Traum auf der 370 Meter langen abschüssigen Strecke den Hügel „Auf den Buchen“ oberhalb von Breitenbeden hinab zu brettern und sich unten im Ziel einen der vorderen Plätze zu ergattern.

Komm nahm‘s sportlich, denn der Pokal beim Showrennen dieser ganz speziellen EM blieb ja in der Eifel. 15 Teilnehmer hatten sich zu den Qualifikationsläufen um den Sieg in der sportlichen Disziplin – bäuchlings auf der 120-Liter-Tonne mit Zeitnahme – angemeldet, sieben waren es beim Showrennen. Und von allen Startern kamen immerhin 14 aus dem Kreis Euskirchen, der Rest etwa aus Dormagen am Niederrhein. Für den „Europaanteil“ sorgte ein Starter aus Polen.

Auch „Prinzessin Lillifee“ auf ihrem Einhorn „Rosalie“ war am Start. Die als Kindermärchengestalt kostümierte Zehra Skutnik ist Kassiererin des veranstaltenden Vereins „Eifel-Roadrunners“ aus Breitenbenden. Seit dem vergangen Mai hatte sie sich an den Wochenenden mit drei Freundinnen an die Arbeit gemacht. Eine graue 120 Liter-Tonne mit zwei Vorderrädern, das war die Basis – aber am Ende kaum noch zu erkennen: Denn darauf war eine Konstruktion aus kaschiertem, weiß bemaltem Kaninchendraht mit Gips geklebt, der „Einhorn“-Kopf zusätzlich mit Rohren befestigt. Den Hals des Fabelwesens schmückte eine rosa-weiße Mähne aus einem Schal, geklebt auf Teppichband, Wimpern zwinkerten über den freundlichen Augen.

So rollte Zehra Skutnik als „Lillifee“ im „Tütü-Tütü“, mit Schmetterlingsflügeln und Süßigkeiten für die kleinen Fans in der Abstimmungskurve des Showrennens, vorbei am jubelnden Publikum unangefochten zum Sieg.

Die Idee zum Abfallbehälterrennen hatten die 22 Mitglieder der Roadrunners „bei einer Maifeier und einem Kasten Bier“, so Mike Trautmann. 2014 hatten die Eifler daraufhin bei der Premiere die „Weltmeisterschaften im Mülltonnenrennen“ ausgerufen, womit sie sich von dem rund einem halben Dutzend ähnlicher Veranstalter in Deutschland und dem knappen Dutzend weltweit in Position bringen wollten.

Gut 100 Zuschauer wollten sich das Spektakel am vergangenen Wochenende bei der Neuauflage nicht entgehen lassen. Mitmachen konnte wer wollte, erlaubt waren Tonnen von der kleinen bis zum 720-Liter-Container, den ein Team aus Dormagen, beschallt mit dem Sound eines V-8-Motors, beim „Showrennen“ an den Start gebracht hatte.

Das machte zwar Eindruck – aber unter anderem Annalena Schlösser aus Satzvey auf ihrem „schnellsten WC der Welt“ konnten sie so nicht schlagen. Die 15-Jährige sauste den Hang hinab auf ihrem „stillen Örtchen“ aus Keramik in der aufgeschnittenen feuerrot lackierten kleinen Bio-Tonne – und danach mit aufs Siegertreppchen.

Und schon war das ganze Spektakel vorbei. Jetzt werden alle Gefährte der „EM“ wieder ganz normal rollen – zur Müllabfuhr an den Straßenrand. Übrigens: Das „Einhorn“ wird nicht dabei sein, denn: „Das kommt in unser Vereinsheim“, so „Prinzessin Lillifee“.

pp/Agentur ProfiPress

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