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Mal Zirkuswagen-Café, mal Schreibstube

Rebecca Maria Salentin bei der Lit.Eifel – Anekdotenreicher Entwicklungsroman um die junge Hebron auf Vatersuche in Israel – Lesung in Lagerhalle – Autorin arbeitet an Buch über Papageien

Monschau-Imgenbroich – Einmal mehr machte die Lit.Eifel dem selbst gesetzten Anspruch alle Ehre, ungewöhnliche Literatur auch an ungewöhnlichen Orten stattfinden zu lassen. Statt in einer Buchhandlung oder einem Saal fand die Lesung mit Rebecca Maria Salentin im leer geräumten Lagerraum der Raida Dämmtechnik GmbH in Imgenbroich statt. Hausherr Georg Raida begrüßte die Zuhörer.

Die in Eschweiler geborene 36-jährige Autorin las aus ihrem jüngsten Roman „Schuld war Elvis“. Dahinter steckt eine Entwicklungsgeschichte der jungen Hebron, die den ungewöhnlichen Namen dem Vater Samuel Appelbaum verdankt. Doch der hatte nach der Geburt der Tochter Mutter Meggy mit Ziel Israel verlassen. Zurück bleiben Hebron und ihre Geschwister – eine veritable Großfamilie, die mit jedem Liebhaber der lebenslustigen Mutter um ein Kind wächst. Hebron übernimmt die Rolle der Miterzieherin der jüngeren Geschwister, erlebt eine freie Jugend in den 1970er Jahren auf dem Bauernhof im fiktiven Rurbroich in der Eifel – Schwärmereien für Elvis Presley und wilde Partys inklusive.

Salentin erzählt anekdotenreich, humorvoll, auch lakonisch aus dem Familienleben, den unglücklichen Liebschaften der Mutter, der spießigen Doppelmoral der Nachbarschaft gegenüber der alleinerziehenden Mutter, die sich mit dem aufkommenden Feminismus emanzipiert. Hebron aber will als junge Frau wissen, wer ihr Vater Samuel ist und warum er in Israel lebt. Sie macht sich auf die Spurensuche nach Israel.

Genauso abwechslungsreich wie das zuvor Gehörte war für das Publikum die anschließende Gesprächsrunde mit der Autorin. Da stellte sich unter anderem heraus, dass Salentins „Hebron“ und ihre Großfamilie so weit von der Familie der Autorin gar nicht entfernt sind. Zumindest bezogen auf die Größe. „Die Familie meiner Mutter ist riesig, ein paar davon sind auch heute hier“, erklärte Salentin. 18 Geschwister habe ihre Oma gehabt und neun Kinder, Onkel und Tanten von Rebecca Maria Salentin. Die Verwandtschaft wiederum sei natürlich ebenfalls verheiratet. Die Folge: an die 30 Vettern und Cousinen.

Salentin recherchiert etwa so lange, wie sie schließlich auch am Buch selber schreibt. Für „Schuld war Elvis“ reiste sie für zwei Monate nach Israel und ging im Hürtgenwald den „Kall-Trail“ auf den Spuren der Schlacht bei Vossenack ab. Die Kriegserfahrungen der Eltern- und Großelterngeneration sind auch ein Thema im Buch. „Die Wahrheit, was wirklich im Zweiten Weltkrieg passiert ist, wurde doch oft durch die wildesten Geschichten“ ersetzt. Dass viele zugleich Täter und Opfer waren, sei auch eine Erfahrung, die die junge Hebron im Buch macht. Das bei der Recherche gesammelte Faktenwissen dient dann der Autorin dazu, „damit zu spielen. Im Elvis-Buch sind zum Beispiel die Fakten wahr, die Ortsnamen aber nicht“.

Natürlich wollte das Publikum dann wissen, wie Salentin zur Autorin geworden sei. Sie habe schon als Kind geschrieben, so Salentin, aus den frühen Anfängen habe sich schließlich der Berufswunsch ergeben. So sei sie „mit Anfang 20 und zwei kleinen Kindern“ 2003 nach Leipzig gezogen, um dort „Kreatives Schreiben“ zu lernen. „Das erwies sich als zu langweilig“, so Salentin, ein folgendes Studium der Literaturwissenschaft und Journalistik erschien ihr zu theorielastig. Kurz: „Da hatte ich die Idee, in den Sommermonaten ein Café im Zirkuswagen am Elsterufer bei Leipzig zu eröffnen“.

Seitdem sei sie „in den Wintermonaten eher introvertiert am Schreibtisch als Autorin“, aber in den Sommermonaten biete ihr das Café mit dem schönen Namen „ZierlichManierlich“ den nötigen Außenkontakt: „Dann kann ich mit den Leuten quatschen und Kaffee und Kuchen verkaufen.“

Ihr nächstes Buch wird ein ganz anderes Thema haben. „Es geht um Papageien, die angeblich 100 Jahre alt werden können“, so die Autorin.  Die intelligenten Vögel dürften damit wieder eine ideale Vorlage für den geschichtlichen Rahmen bieten, den Rebecca Maria Salentin schon in „Schuld war Elvis“ so wunderbar leicht um die eigentliche Handlung spinnen konnte.

pp/Agentur ProfiPress

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  • stefan-lieser-liteifel-mon-salentin-2b: Stefan Lieser/pp/Agentur ProfiPress