Schmerzensfreitag  Poqué

„Maria hilft uns dabei“

Festgottesdienst am Schmerzensfreitag in Kallmuth mit Monsignore Domprobst em. Helmut Poqué – Hunderte Pilger kamen zur Piéta der Schmerzensmutter – Auseinandersetzung mit Leben Mariens: „Empfangt was ihr seid“

Mechernich-Kallmuth – Am Schmerzensfreitag fielen Sonnenstrahlen durch die bunten Fenster der Wallfahrtskirche St. Georg in Kallmuth. Mit mehr als 150 Pilgern waren beim Festgottesdienst die Kirchenbänke bis in die letzte Reihe voll besetzt. Während der Kirchenchor Kallmuth das „Kyrie eleison“ sang, stiegen Weihrauchschwaden in den gemalten Sternenhimmel der Kirchendecke.

Fuß- und Autopilger kamen zum Schmerzensfreitag, dem Freitag nach dem dritten Fastensonntag, nach Kallmuth. Es ist traditionell eine Marienwallfahrt, denn die Pfarrkirche St. Georg ist für ihre Piéta, eine Skulptur der Schmerzensmutter „Mater dolorosa“ mit dem toten Jesus auf dem Schoß, bekannt.

Die Piéta war schon am Vormittag von einem wahren Kerzenmeer beleuchtet. Im flackernden Licht hatten sich die Pilger in Andacht versammelt, um ihren Dank und ihre Bitten der Heiligen Maria vorzubringen.

„Ich bin schon zum 15. Mal zu Fuß hergekommen“, erzählte eine Pilgerin aus Sistig. Gemeinsam mit einer Handvoll weiterer Pilger hatte sie sich vom Kloster Steinfeld aus auf den Weg gemacht. „Ich mache das, weil es eine Marienwallfahrt ist und ich Maria sehr verehre“, erklärte sie. Zusammen zu pilgern und zu wandern stärke außerdem die Gemeinschaft, glaubt sie. Deshalb sei es auch so schade, dass so wenig junge Leute unter den Pilgern seien. „Die Jüngeren sind häufig nicht bereit, sich für so eine Wallfahrt Urlaub zu nehmen“, vermutete die Sistigerin.

Der Schmerzensfreitag begann mit einer ersten Pilgermesse um 8.30 Uhr, zu der die Kirche bereits „brechend voll“ war, wie Gemeindereferentin Elke Jodocy berichtet. Nach einer Kreuzwegandacht stellte der Festgottesdienst den Höhepunkt des Tages dar. Als Hauptzelebrant hatte man Monsignore Domprobst em. Helmut Piqué gewinnen können, der gemeinsam mit seinen Konzelebranten Regionaldekan Erik Pühringer, Pfarrer Lothar Tillmann, Pfarrer Felix Dörpinghaus und Pater Wieslaw Kaczor die Festmesse gestaltete.

Die Predigt hatte das Leben Mariens zum Thema unter dem Motto „Empfangt, was ihr seid“ nach einem Zitat des Heiligen Augustinus. „Wir können auf Maria als Heilige schauen, die Hoffnung schenkt, dass Gott sein Wort einlöst.“ Damit lud Helmut Poqué die Gläubigen ein, in das Leben Mariens hineinzuschauen und die Situationen zu betrachten, in die Gottes Wort sie mit der Verkündigung durch den Engel Gabriel gebracht hatte. Denn als Maria erfuhr, dass sie die Mutter des erhofften Messias werden würde, stellte sie sich ohne Bedenken dieser Aufgabe: „Ich bin die Magd des Herrn.“

In der Folge hatte Maria es nicht immer einfach im Leben. Die Angst, von ihrem Verlobten Josef aufgrund der Empfängnis verlassen zu werden, die Geburt in der Fremde in einem Stall, die Flucht mit dem Jesuskind nach Ägypten und auch die Distanzierung ihres Sohnes, der den Kreis seiner engen Verwandten auf alle Gläubigen als Brüder und Schwestern erweiterte, stellten die Mutter häufig vor leidvolle Fragen. Die Dunkelheit steigerte sich schließlich in der Passion Christi, die ihren schmerzlichen Höhepunkt in der Szene am Kreuz fand, in der Jesus seiner Mutter einen neuen Sohn in Gestalt seines Jüngers Johannes zuwies.

Trotz allen Leidens hielt Maria an der Hoffnung fest, dass ihr Gott am Werke sei, was sich schließlich mit dem Licht der Auferstehung erfüllte. „Die Frage ist, wie wir diese Botschaft übernehmen und weitergeben können“, so Helmut Poqué. Den Blick richtete er dabei vor allem auf diejenigen, die sich in einer dunklen Lebensphase befinden, bei der das Licht am Ende des Tunnels leider noch nicht zu sehen ist.

Poqué dachte dabei an Kranke, an Trauernde, aber auch an Flüchtlinge vor Krieg und Terror. Besonders berührt habe ihn außerdem ein jugendlicher Arbeitsloser, der auf unzählige Bewerbungen nicht einmal ein Bestätigungsschreiben, geschweige denn eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten habe. „Auch für uns gilt der Auftrag, göttliches Leben in uns zu entfalten, und zwar sowohl im Wort als auch in der Tat“, so der Festzelebrant.

Gemeindereferentin Elke Jodocy hatte sich ebenfalls mit dem Ausspruch „Empfangt, was ihr seid“ auseinandergesetzt: „Gott hat etwas in uns grundgelegt, was wir entfalten können. Wichtig ist, dass dabei jeder seinen eigenen Weg findet.“ Dabei müsse man bereit sein, Auswirkungen auf das eigene Leben zuzulassen und sich selbst an andere zu verschenken, anstatt nur fromm daherzureden. „Wir müssen uns von der Hingabe verwandeln lassen.“

Zum Abschluss der Messe sangen Pilger und Chor noch einmal gemeinschaftlich „Maria breit den Mantel aus“. Viele weitere Kerzen wurden zu Ehren der Heiligen noch im Laufe des Tages angezündet. Nicht zuletzt hatte Helmut Piqué dem Auftrag, göttliches Leben in sich selbst zu entfalten, hinzugefügt: „Maria hilft uns dabei.“

pp/Agentur ProfiPress