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Rathausgalerie zeigt den „Ralphismus“

27 Arbeiten des Weidesheimer Künstlers Ralph Kleiner – Expressive und dekorative Arbeiten im Mittelpunkt – Ausstellung bis Anfang Juli geöffnet

 

Mechernich – Ralph Kleiner, gebürtiger Freiburger, der in Euskirchen-Weidesheim lebt, ist die jüngste Ausstellung in der Mechernicher „Galerie im Rathaus“ gewidmet. Der Künstler bezeichnete das Konzept, das hinter seinen mittel- und großformatigen Öl- oder Acrylgemälden mit collagierten Materialen und seinen bunten Holzskulpturen steht, als „Ralphismus“.

Dieser Phantasie-Begriff ist natürlich Kleiners hintersinnigem Humor geschuldet. Denn tatsächlich ist Ralph Kleiner keiner, der sich auf einen „Ismus“ mit klaren stilistischen oder thematischen Vorgaben festlegen lässt. Der 51-Jährige sieht sich eher in seinem kreativen Schaffen Schwankungen unterworfen. Da können sich auch dunkle mit hellen Phasen abwechseln, abzulesen etwa bei der Farbwahl. „Bei mir gibt es die Phase des ruhigen, des kämpferischen, des offenen Geistes“, so Kleiner im Gespräch beim Gang durch die im Rathausflur im Erdgeschoss gehängten Arbeiten.

Diese Widersprüche bescheren dem Betrachter Abwechslung: Leuchtende Farben kennzeichnen etwa die neuesten Werke, Angst vor Neontönen hat Kleiner zum Beispiel nicht. Und auch nicht vor dem Collagieren von Material auf dem in Öl- oder Acryl gemalten Untergrund. „Alles, was die Stofflichkeit des Bildes unterstützt, kann ich gebrauchen“, sagt der Künstler. So etwa Holzstücke, Pigmente, Glitter, Sand, Stoffe und kleine Objekte. Das Ergebnis ist ein Material-Universalismus, der die Bilder lebhaft, stellenweise schon reliefartig werden lässt, was mit der Flächigkeit der Farben gut kontrastiert.

Auch bei den Themen ist Kleiner offen: Belangloses steht neben Mystischem oder Spirituellem: „Einssein“, „Tag, Nacht und die Zeit“ oder „Katzenburg“ und „Scheune“ heißen die Arbeiten zum Beispiel. Anekdotenreich sind die Bilderzählungen: Anspielungen an Buddhismus oder andere spirituelle Quellen sind erkennbar oder auch mal eine stilisierte Friedenstaube. Dazu etwa rudimentäre Zeichen und Symbole, angedeutete Figürlichkeit neben abstrakten, mit breitem Quast gemalten monochromen Farbflächen und Verläufen.

Noch gestischer sind natürlich die Holzskulpturen. Kleiner nutzt die Holzsäge impulsiv, „für die groben Linien, die Feinarbeit kommt dann später“, so der Künstler im Gespräch mit Kurator Franz Kruse bei der Vernissage.

Gelernt hat er das alles von 1986 bis 1988 an der Freien Akademie für Bildende Künste seiner Heimatstadt Freiburg, dann aber vor allem ab 1988 und bis 1994 an der Kunstakademie Düsseldorf. Wegen des Studiums in der Landeshauptstadt war er ins Wohnhaus seiner Großeltern in Weidesheim gezogen – und ist dort seit 27 Jahren geblieben. Ein Grund für den Titel der Ausstellung: „27“. Sein erster Lehrer war Markus Lüpertz, und dessen „wuchtige, dunkle Farben“ und die stark gestische, aus dem abstrakten Expressionismus der Nachkriegszeit kommende Malerei hat auch Kleiner in seinem Frühwerk beeinflusst, wie in Mechernich zu sehen. Wichtigere Einflüsse kamen dann von Professor Michael Buthe, der Kleiner 1994 auch in seine Meisterklasse aufnahm. Buthe ist ein Vertreter der Collagetechnik. Von ihm lernte Kleiner, funkelndes Gold in seinen Arbeiten einzusetzen – was bei Lüpertz zuvor „undenkbar“ gewesen wäre, so der Künstler im Rückblick.

Alles zusammen bietet dem Auge des Betrachters viele bunte Bilderrätsel, die zu lösen sich lohnt. 27 Arbeiten aus 27 Jahren, das ist ein lebensfroher „Ralphismus“, der noch bis Anfang Juli in der „Galerie im Rathaus“ zu den Öffnungszeiten der Verwaltung zu sehen ist: montags bis freitags von 8.30 bis 12.30 Uhr, donnerstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr.

pp/Agentur ProfiPress

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  • stean-lieser-mechernich-ausstellung-kleiner-4: Stefan Lieser/pp/Agentur ProfiPress