Nach der verheerenden Flutwelle lief im Kreis Euskirchen eine beispielshafte Hilfswelle an – Noch heute besuchen die Freiwilligen von Eifel-Aid regelmäßig das einst völlig zerstörte Batticaloa in Sri Lanka – Mit insgesamt 120.000 Euro Spenden den Wiederaufbau der Region unterstützt
Kreis Euskirchen (ProfiPress) – Am 26. Dezember 2004 verwandelte ein Tsunami die Küsten des Indischen Ozeans in ein Katastrophengebiet. Seit nunmehr zehn Jahren unterstützt die Kreis Euskirchener Hilfsorganisation „Eifel-Aid“ unter Federführung des Euskirchener Kinderarztes Dr. Joachim Rechmann, Winfried Dederichs aus Roderath, Thomas Schwarzer aus Berzdorf, René Böhmer aus Mechernich sowie Rolf Stupp und Rolf Zimmermann aus Euskirchen den Aufbau der Region um Batticaloa in Sri Lanka. Denn „Batti“, wie die Einheimischen die Stadt nennen, war nicht nur Hochburg der Rebellenorganisation Tamil Tigers während des Bürgerkriegs, sondern wurde beim Tsunami komplett verwüstet.
Seitdem floss dank der Eifel-Aid-Unterstützer, zu denen das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen, die Caritas, die Diakonie, die Arbeiterwohlfahrt (AWO), das Technische Hilfswerk (THW), die Feuerwehr und der Malteser Hilfsdienst sowie zahlreiche private Spender zählen, Hilfe im Wert rund 120.000 Euro in die bettelarme Region. Jährliche Besuche garantieren, dass die Spenden dort ankommen, wo sie benötigt werden. Kurz vor Weihnachten kehrten die Rotkreuzhelfer Winfried Dederichs und Thomas Schwarzer von einer Sri-Lanka-Reise zurück.
Vom 8. bis 22. Dezember sahen Dederichs, pensionierter Nettersheimer Gemeindebrandmeister und Schwarzer, ehemaliger „Zivi“ beim Roten Kreuz in Euskirchen, vor Ort wieder einmal nach dem Rechten. Nicht zum letzten Mal, wie beide hoffen. „Eigentlich sollte das Projekt auf zehn Jahre befristet sein. Es gibt aber immer noch viel zu tun, so dass wir die Hilfe gerne weiterführen würden“, sagt Winfried Dederichs. Im Rotkreuz-Kreisverband Euskirchen haben sie einen Befürworter für eine Verlängerung gefunden. Rolf Klöcker, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, berichtet, dass sich das Rote Kreuz auch weiterhin dort engagieren wird. „Auch wenn der Opfer des verheerenden Tsunami Weihnachten zum zehnten Mal gedacht worden ist und das Hilfsprojekt ursprünglich auf zehn Jahre angelegt war, wollen wir die Menschen in der von Armut und Bürgerkrieg betroffenen Region nicht allein lassen.“ Durch den Einsatz von ehrenamtlichen Helfern könne man vor Ort mit für deutsche Verhältnisse wenig Geld viel erreichen. Rolf Klöcker betont allerdings, dass man zur Weiterführung dieses Projektes auf Spenden angewiesen sei.
Nur wenige Kilometer von den Surfer-Paradiesen und Traumständen der Ostküste Sri Lankas entfernt, bietet sich in Batticaloa auch heute noch ein völlig anderes Bild. „Das ist eine der ärmsten Gegenden in Sri Lanka“, so Winfried Dederichs. Für die beiden Helfer galt es wieder, Dächer zu reparieren und die von Eifel-Aid betreuten Kindergärten und Schulen für behinderte Kinder mit Material zu versorgen. Wo die Kinder früher mit dem Finger Schriftzeichen in den Sand malten, lernen sie dank der Hilfe aus dem Kreis Euskirchen heute mit Büchern, Heften und Stiften.
„Bevor wir unsere Reise angetreten haben, hat uns Dharmaranchan per E-Mail wieder informiert, woran es mangelt“, erzählt Thomas Schwarzer. Der ehemalige Priester der Methodisten-Kirche, kurz „Ranchan“ genannt, ist der wichtigste Koordinator vor Ort und „absolut vertrauenswürdig“, wie Dederichs und Schwarzer betonen. Anhand seiner Aufzählung tätigten die beiden Helfer nach der Landung in der Hauptstadt Colombo ihre Einkäufe und traten dann mit Spiel- und Lernmaterial, Wasserfiltern und anderen dringend benötigten Dingen die ganztägige Weiterreise nach Batticaloa an.
Neben der Verteilung galt es noch ganz andere Aufgaben zu bewältigen. Beim Besuch der von Eifel-Aid errichteten Krankenstation staunte Winfried Dedrichs nicht schlecht über das seltsame Muster an den Wänden. „Ich dachte im ersten Moment, das sind Wandmalereien.“ Bei näherer Betrachtung entpuppten sich die bizarren Linien allerdings als Ameisenstraßen. „Der Befall mit den kleinen weißen Ameisen war so massiv, dass wir einen Kammerjäger beauftragen mussten“, so Dederichs. Ein Arzt und zwei Mitarbeiter kümmern sich im „Eifel-Dispensary-Medical Center“ die halbe Woche um 80 Patienten täglich. An den anderen Tagen dient die Krankenstation der Gesundheitsvorsorge, indem die Menschen dort in Hygiene, Zahnpflege und Schwangerschaftsvorsorge geschult werden. Außerdem ist in dem Gebäude auch eine Apotheke eingerichtet.
Auch die Reparatur oder der Austausch von Spielgeräten und die Kontrolle der oft verdreckten Brunnen gehört zu den Aufgaben der Helfer. So wurden beispielsweise defekte Schaukelbretter aus Holz durch alte Autoreifen ersetzt. Allerdings seien auch alte Reifen noch ziemlich teuer, so Dederichs, denn so lange die Felge noch nicht zu sehen ist, gelten auch abgefahrene Reifen als brauchbar. Da sich zur Regenzeit Wasser in den Schaukelreifen sammelt, mussten Abflusslöcher gebohrt werden, um zu verhindern, dass sie zur Brutstätte für die Malariamücken werden. Um den durch den Genuss von verunreinigtem Wasser verbreiteten Wurmerkrankungen bei Kindern vorzubeugen, wurden wieder zahlreiche Wasserfilter verteilt.
Eine große Bedeutung kam und kommt im Rahmen des nun zehnjährigen Hilfsprojektes dem persönlichen und freundschaftlichen Kontakt mit den Menschen vor Ort zu. Unter anderem wurden Dederichs und Schwarzer zu einer Weihnachtsfeier eingeladen, bei der traditionelle Tänze vorgeführt und landestypische Speisen serviert wurden. Mit dem einheimischen Essen hätten beide kein Problem, versicherten sie unisono: „Wir essen alles.“ Nur an eine Ausnahme erinnert sich Dederichs mit Schaudern: eine Nachspeise, die nur optisch an Schokoladenpudding erinnerte, aber aus sogenannten Holz- oder Elefantenäpfel hergestellt wird.
„Batticaloa“ bedeutet auf Singhalesisch „schlammige Lagune“, und seinem Namen wurde der Ort zur Abreise der Eifel-Aid-Helfer mehr als gerecht. „Als wir Colombo erreicht hatten, war in Batticaloa Land unter“, berichtet Dederichs, „wären wir nur einen Tag länger geblieben, wären wir dort nicht mehr weggekommen.“ Innerhalb kürzester Zeit hatten starke Regenfälle für meterhohe Überschwemmungen gesorgt. So aber war es den beiden Freiwilligen vergönnt, Weihnachten in der Heimat feiern zu können.